IPCC Bericht zu 1,5°C: Beispiellose Transformation erforderlich, um Klimaziele zu erreichen

08.10.2018 - Den Klimawandel auf 1,5°C zu begrenzen erfordert schnelle, weitreichende und beispiellose Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft, zeigt ein neuer Bericht des Weltklimarats IPCC. 21 Autoren aus 40 Ländern haben an der umfassenden Analyse des Intergovernmental Panel on Climate Change gearbeitet, darunter Elmar Kriegler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) als einer der Leitautoren für das Schlüsselkapitel über Minderungspfade. Der Sonderbericht über die globale Erwärmung von 1,5°C wird als wissenschaftlicher Beitrag eine wichtige Rolle spielen auf dem nächten UN-Klimagipfel im Dezember im polnischen Kattowitz. Erstellt wurde der Bericht auf Einladung der UN-Klimarahmenkonvention nach der Einigung auf das historische Pariser Abkommen im Jahr 2015.
IPCC Bericht zu 1,5°C: Beispiellose Transformation erforderlich, um Klimaziele zu erreichen

"Die bisher von den Regierungen weltweit bis 2030 geplanten Reduzierungen des Ausstoßes von Treibhausgasen reichen ganz klar nicht aus, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen - die Maßnahmen müssen verstärkt werden, wie unser Bericht zeigt", erklärt Elmar Kriegler. "Die 1,5-Grad-Grenze erfordert eine CO2-neutrale Gesellschaft bereits bis 2050. Dies ist eine große Herausforderung, die eine beispiellose Transformation erfordern würde - eine Transformation, die die gleiche ist wie für das Einhalten der 2-Grad-Grenze, aber noch schneller gehen müsste. Unabhängig vom Temperaturziel ist rasches Handeln entscheidend. Es sind wirklich die nächsten paar Jahre, die zählen, denn jetzt entscheiden die Regierungen über ihre Emissionsreduktionen bis 2030. Was  wiederum darüber entscheiden wird, ob es uns gelingt, die schlimmsten Klimarisiken zu begrenzen oder nicht."

Weniger als ein Jahrzehnt, um CO2-Emissionen zu reduzieren

"Der Bericht zeigt deutlich, wie Business-as-usual-Emissionen die Lebensgrundlagen vieler Menschen gefährden würden - und im Gegensatz zu verständlichen aber leider unrealistischen Hoffnungen mancher Beobachter haben wir nicht mehr Zeit gewonnen, um eine Klimastabilisierung zu erreichen," kommentierte Johan Rockström, designierter Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. "Wir haben weniger als ein Jahrzehnt, um die CO2-Emissionen von Kohle und Öl zu reduzieren, wenn wir Sicherheit für die Menschen wollen. Wenn es uns gelingt, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, erhöhen wir unsere Chancen, den Anstieg des Meeresspiegels und verheerende Wetterextreme zu begrenzen. Die Zukunft liegt in unseren Händen."

Wesentlicher Teil des Lösungspakets ist eine wirksame CO2-Bepreisung

"Entscheidend sind bei der Klimastabilisierung die Investitionszyklen", so Ottmar Edenhofer, designierter Direktor und derzeit komissarischer Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. "Wenn wir nicht rasch handeln, dann werden neue Kohlekraftwerke gebaut. Das würde uns fatal festlegen auf eine Zukunft mit hohem Ausstoß von Treibhausgasen. Wesentlicher Teil des Lösungspakets ist eine wirkungsvolle CO2-Bepreisung - sie würde den Investoren ein klares Signal geben, was sie von der Zukunft erwarten können. Tatsächlich hat ein CO2-Preis drei gute Effekte: die Nutzung fossiler Brennstoffe wird weniger profitabel, die Erzeugung sauberer Energie wird attraktiver, und es entstehen Einnahmen für die Staaten. Geld, dass sie in den Ausbau von Infrastruktur stecken können, zum Wohle aller, oder aber ihren Bürgerinnen und Bürgern etwa durch Steuersenkungen direkt zurückgeben. Ein gerechter und fairer Übergang ist möglich, wenn wir schnell handeln. Wenn wir hingegen zögern, so steigen die Kosten – und die Risiken."

Zahlreiche Studien von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung würden für den Bericht berücksichtigt. Der IPCC betreibt keine eigene Forschung. Die Autoren, die im Auftrag an den neuen Berichten arbeiten, sammeln und bewerten dafür neue Veröffentlichungen aus anerkannten Publikationen.


Weblink zum 1,5°C Sonderbericht des IPCC:
Global Warming of 1.5°C, an IPCC special report on the impacts of global warming of 1.5°C above preindustrial levels and related global greenhouse gas emission pathways,in the context of strengthening the global response to the threat of climate change, sustainable development, and efforts to eradicate poverty"
http://ipcc.ch/report/sr15/

Weblink zur Pressemitteilung des IPCC:
http://ipcc.ch/pdf/session48/pr_181008_P48_spm_en.pdf


"Charge €30 a tonne for CO2 to avoid catastrophic 4C warming" - Gastbeitrag zum 1,5°C Bericht von Ottmar Edenhofer und Johan Rockström im Guardian: https://www.theguardian.com/environment/2018/oct/05/charge-30-a-tonne-for-co2-to-avoid-catastrophic-4c-warming


"Worum geht es beim IPCC-Bericht über 1,5 Grad Erwärmung? Hintergründe aus der Klimaforschung" - Weblink zum Klima-Frühstück des Deutschen Klimakonsortiums DKK aus Anlass des 1,5°C Berichts mit Katja Frieler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung:

https://www.deutsches-klima-konsortium.de/de/veranstaltungen/dkk-veranstaltungen/dkk-klima-fruehstueck/ipcc-sonderbericht-15-grad.html