Leibniz-Einrichtungen starten Initiative „Integrierte Erdsystemforschung“

9.07.2021 - Forschende verschiedenster Disziplinen aus den Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft starten eine Initiative für eine „Integrierte Erdsystemforschung“. Gemeinsam mit Partnern aus Deutschland, Europa und weiteren Ländern werden sie das aktuelle, stark durch die Menschen geprägte Erdzeitalter in einer bisher nicht dagewesenen Weise koordiniert und interdisziplinär untersuchen.
Leibniz-Einrichtungen starten Initiative „Integrierte Erdsystemforschung“
Anders Jilden / Unsplash

Der Einfluss der Menschheit auf das über Jahrmillionen entstandene Erdsystem nimmt rapide zu – und mit ihm die offenen Fragen über die Folgen für Erde und Menschen. Alleine der Klimaschutz und die Anpassung an den unvermeidbaren Klimawandel erfordern bereits erhebliche Anstrengungen über mehrere Politikfelder und Branchen hinweg. Wie soll mit den noch viel umfassenderen Umweltproblemen des Anthropozäns umgegangen werden – dem jetzigen Erdzeitalter, in dem die Menschen einen starken Einfluss auf das Erdsystem erlangt haben?

Dieser Frage haben sich jetzt Forschende aus zahlreichen Leibniz-Einrichtungen bei der virtuellen Konferenz „Integrated Earth System Research – Challenges, Approaches and Impacts“ gestellt. Angesichts der gewaltigen Dimension des Problems beteiligten sich nicht nur Expertinnen und Experten der Klima-, Biodiversitäts- und Ozeanforschung, sondern unter anderem auch der Weltwirtschaftsforschung, Raumforschung sowie der internationalen Friedens- und Konfliktforschung. Im Ergebnis der zweitägigen Diskussion wurde deutlich, dass es bisher kaum angemessene integrative Ansätze gibt, ein solch vielschichtiges Phänomen wissenschaftlich zu bearbeiten. Zwar existiert ein umfangreiches Wissen zu einzelnen Prozessen der Veränderung. Dieses ist allerdings noch völlig unzureichend miteinander verknüpft und verwertbar. Damit fehlen wichtige Voraussetzungen, um Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger die Konsequenzen der aktuellen Trends umfassend zu verdeutlichen und alternative, nachhaltige Zukunftspfade der Menschheit auf und mit unserem fragilen Planeten Erde aufzuzeigen. Die anstehenden Entscheidungen sind nach den vorliegenden Vorausberechnungen von zivilisationsgeschichtlicher Bedeutung.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz haben vor diesem Hintergrund eine Initiative für eine „Integrierte Erdsystemforschung“ gestartet. Gemeinsam mit Partnern aus Deutschland, Europa und weiteren Ländern wollen sie das Anthropozän in einer bisher nicht dagewesenen Weise koordiniert und interdisziplinär untersuchen. Ein wichtiges Ziel ist es dabei, im Zuge der Forschung mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zugleich auch Lösungsansätze zu entwickeln.

 "Wir führen mit der Initiative erstmalig globale Modellsimulationen ganz unterschiedlicher Disziplinen zusammen und stellen diese zudem in den Kontext von konkreten gesellschaftlichen Bedarfen und Handlungsmöglichkeiten“, sagt Jochen Schanze, der Leiter der Konferenz. „Unsere Forschungsmission erscheint im Moment vielleicht noch wie die Vision einer Mondlandung in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Alle Beteiligten sind sich jedoch einig, dass das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Veränderungen des Erdsystems eine solche Initiative dringend erfordert.“ Dieter Gerten vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK ergänzt: „Wir wissen viel über den Klimawandel und dessen Folgen. Bei den komplexen Wechselwirkungen im Erdsystem aber gibt es Risiken, die zu erforschen sind – um sie möglichst zu begrenzen, für eine sichere Zukunft für alle.“

In den kommenden Monaten wird deshalb schrittweise eine Forschungsplattform etabliert. Die Leibniz-Institute sehen sich dabei als Impulsgeber, während die Plattform allen interessierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern offenstehen wird. Für eine erste Bündelung von Ressourcen haben sich zahlreiche Leibniz-Einrichtungen bereits zum Leibniz-Forschungsnetzwerk “Integrierte Erdsystemforschung“ zusammengeschlossen. Die Expertise dieses Netzwerks reicht von der Beobachtung und Modellierung von Prozessen des Erdsystems bis zu den Wirtschafts-, Politik- und Sozialwissenschaften. Den ebenfalls beteiligten Forschungsmuseen kommt neben der wissenschaftlichen Arbeit eine wichtige Funktion für die Vermittlung der Ergebnisse zu.

 

Kontakt zum Leibniz Forschungsnetzwerk:

Jochen Schanze, Spokesperson
Leibniz Institute of Ecological Urban and Regional Development
Phone: +49 (0)351/4679 228
j.schanze@ioer.de

Dieter Gerten, Co-Spokesperson
Potsdam Institute for Climate Impact Research PIK
Phone: +49 (0)331 / 288 2577
gerten@pik-potsdam.de

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