Motivation
Der Umgang mit den globalen Gemeingütern innerhalb der planetaren Grenzen erfordert neue Erkenntnisse über die Auswirkungen des Klimawandels und der Klimapolitik auf das individuelle Wohlbefinden. Ungleichheit verschlimmert die Klimaschäden und hemmt Klimamaßnahmen, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMIC). Die Auswirkungen von Schocks und politischen Maßnahmen auf die Ungleichheit müssen verstanden werden, während die regulatorische Maßnahmen mehrere fiskalpolitische Ziele verfolgen müssen.
Dieses FutureLab analysiert die Rolle von Ungleichheit, menschlichem Wohlergehen und Entwicklung für das Verständnis der Auswirkungen des Klimawandels und der Reaktionen darauf aus einer wirtschaftswissenschaftlichen Perspektive. Einerseits werden ökonometrische Methoden angewandt, um die Auswirkungen extremer Wetterereignisse auf Haushalte und die Wirksamkeit von Anpassungsmaßnahmen in LMIC empirisch zu bewerten. Andererseits werden die Wirtschaftstheorie und die Sozialphilosophie genutzt, um zu untersuchen, wie politische Maßnahmen die Auswirkungen von Emissionsreduzierungen auf Ungleichheit und Wohlstand erfolgreich angehen können. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Ergebnissen, die für eine widerstandsfähige menschliche Entwicklung entscheidend sind, wie Gesundheit und Ernährung.
Das FutureLab, das im August 2020 eingerichtet wurde, gehört zum PIK-Forschungsbereich 2 „Klimaresilienz“. Es steht zudem in enger Verbindung mit dem Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) zur Ökonomie der Ungleichheit.
Publikationen
Ungleichheit
Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ungleichheit innerhalb eines Landes sind bis heute nicht gut verstanden. Darüber hinaus riskieren globale Lösungen für den Klimawandel in einem wirtschaftlichen Kontext zunehmender Vermögensungleichheit innerhalb der Nationalstaaten die Ablehnung durch eine Bürgerschaft, die der Regierung misstraut. Unsere Forschung zielt darauf ab, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ungleichheit zwischen Haushalten zu quantifizieren, indem wir einen mikroökonomischen Ansatz verwenden. Darüber hinaus soll sie Aufschluss darüber geben, welche strengeren Klimaschutzmaßnahmen bei fortbestehenden Ungleichheiten durchführbar sind.
Zentrale Forschungsfragen
- Welche Auswirkungen haben extreme Wetterereignisse auf die Ungleichheit innerhalb von Ländern?
- Welche Ungleichheiten behindern eine stringente Klimaschutzpolitik und wie können sie überwunden werden?
Menschliches Wohlergehen
Die Einflüsse des Klimawandels beeinflussen menschliches Wohlergeben in vielerlei Hinsicht. Bislang lag der Schwerpunkt weitgehend auf den wirtschaftlichen Folgen. Um die vollen Auswirkungen des Klimawandels auf das individuelle Wohlbefinden zu erfassen, wird unsere Forschung ein breites Spektrum an wirtschaftlichen und nicht-wirtschaftlichen Indikatoren berücksichtigen, darunter Haushaltseinkommen, Vermögen, Lebenszufriedenheit, Gesundheit und Ernährung.
Darüber hinaus beeinflussen unterschiedliche normative Standpunkte zum individuellen Wohlbefinden die umweltpolitischen Empfehlungen. Bislang wurden politische Instrumente zur Abschwächung des Klimawandels kaum in einer Weise untersucht, die die sich unterscheidenden Werte der Bürger anspricht. Es ist nicht klar, welche Faktoren bei der Gestaltung von CO2-Preisen, Staugebühren, Fleischsteuern und direkter Regulierung die verschiedenen Identitäten und Werte der Bürger ansprechen. Außerdem werden die gesundheitlichen Zusatznutzen von Minderungsmaßnahmen nicht hinreichend als "Verhaltens- und Umweltproblem des Zweitbesten" beschrieben, d. h. als das gemeinsame Auftreten einer Externalität durch Umweltbelastung und eines Verhaltensfehlers.
Zentrale Forschungsfragen
- Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf das menschliche Wohlbefinden?
- Wie kann die öffentliche Unterstützung für die Umweltpolitik unter Berücksichtigung der Werte und Identitäten der Bürger bestimmt werden?
Entwicklung
In vielen Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ist ein großer Teil der Bevölkerung für ihren Lebensunterhalt auf natürliche Ressourcen angewiesen, was ihr Einkommen angreifbar durch veränderte Wetterbedingungen macht. Es besteht ein Bedarf an Anpassungsinstrumenten, um die Haushalte vor den durch den Klimawandel verursachten Verlusten zu schützen. Unsere Forschung zielt darauf ab, methodisch strenge Wirkungsanalysen zu erstellen, die beurteilen, welche Anpassungsinstrumente wirksam sind und welche nicht.
Darüber hinaus wurden die politische Durchführbarkeit und die öffentliche Unterstützung für Kohlenstoffpreise in LMIC nicht systematisch analysiert. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die Herausforderungen der Regierungsführung und die geringe öffentliche Unterstützung ein größeres Hindernis für Preisinterventionen darstellen als in Ländern mit hohem Einkommen. In der Mehrheit der LMIC ist ein CO2-Preis progressiv und hat einen hohen Nutzen durch die Verringerung der Steuerhinterziehung. Diese wirtschaftlichen Vorteile scheinen jedoch nicht auszureichen, um mangelndes öffentliches Vertrauen und hohe Korruption als Hindernisse für eine Politik der Emissionsminderung zu überwinden.
Zentrale Forschungsfragen
- Wie wirksam sind verschiedene Anpassungsinstrumente, um Haushalte vor Verlusten durch extreme Wetterereignisse zu schützen, und welche Hindernisse gibt es bei der Umsetzung der Anpassung?
- Wie lassen sich bewährte Konzepte zur Gestaltung von Umweltpreisen in gut funktionierenden Staaten auf weniger entwickelte Volkswirtschaften übertragen?
Assoziierte Mitglieder
- Christian Otto (RD3)
- Michael Pahle (RD3)
- Jan Steckel (MCC Berlin)
Assoziierte Projekte
Auswärtiges Amt
Titel: Early Action Cash Transfers: Randomized impact evaluation of a new instrument in humanitarian aid (CashEval)
Förderung: 200 000 € gesamt, Budget FL: 53 000 €
Dauer: 02/2021 – 04/2023
Partner: People in Need
Leitung: Kati Krähnert
Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Titel: Living with climate risk
Förderung: PhD Stipendium
Dauer: 07/2020 – 06/2023
Leitung: Lukas Mogge
Cusanuswerk
Titel: Long-term household consequences of extreme weather events in developing countries
Förderung: PhD Stipendium
Dauer: 03/2020 – 02/2023
Leitung: Julian Röckert
BMBF
Titel: Dealing with climate risks (UmRisk)
Förderung: 141 000 €
Dauer: 10/2019 – 10/2022
Leitung: Kati Krähnert
BMBF
Titel: Assisting households to adapt to climate change (ADAPT)
Förderung: 811 000 €
Dauer: 05/2019 – 10/2022
Leitung: Kati Krähnert
Das FutureLab ist Mitveranstalter des Development Economics Network Berlin (DENeB)