„Wir können uns aus der Klimakrise heraus erneuern", sagt Hans Joachim Schellnhuber, Vorsitzender des von der Europäischen Kommission eingesetzten Expertengremiums 'High-Level Panel on Decarbonization Pathways', Direktor Emeritus des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Mitglied der wissenschaftlichen Akademien Deutschlands, der USA und des Vatikans. „Aber wir müssen mutige Entscheidungen treffen, und wir müssen sie schnell treffen. Die europäische Forschungspolitik sollte das Geld der Steuerzahler dort einsetzen, wo die Wirkung am größten ist: für bahnbrechende Erfindungen und soziale Fortschritte statt wissenschaftliches Herumschleichen zu subventionieren. Meine acht Kollegen und ich sind stolz darauf, einen Katalog der Hoffnung zu präsentieren, sowohl für unser Klima als auch für unsere Wirtschaft."
„Klimaschutz erfordert Ehrgeiz": Kommissar Moedas
Das Gremium berät den EU-Kommissar für Forschung, Wissenschaft und Innovation, Carlos Moedas. „Klimaschutz erfordert Ehrgeiz", sagt Moedas. „Nur sofortige Maßnahmen, die zu Netto null Emissionen bis 2050 führen, werden ausreichen. Mehr und gezieltere Forschung und Innovation sind notwendige Bedingungen, um unsere langfristigen Klimaziele zu erreichen und unseren Lebensstandard zu erhalten." Der Bericht des Gremiums ist besonders relevant für die Ausrichtung des neuen EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation 2021-27 (Horizon Europe) mit einem vorgeschlagenen Budget von 100 Milliarden Euro.
Systemische Ansätze zu verfolgen statt lediglich Einzellösungen zu finanzieren sei von großer Wichtigkeit, betonte Schellnhuber. „Nehmen wir den Energiebereich: Während die Stromerzeugung zweifellos auf erneuerbare Energien umgestellt werden muss, müssen wir auch die Stromnetze sowie die Speicherinfrastruktur verbessern und intelligente Haushaltstechnologien einführen. Dies ist auch für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors von entscheidender Bedeutung. Ohne die Einführung sauberer Energien und intelligenter Netze würden Elektroautos perverserweise weiter mit Kohle fahren, die immer noch in schmutzigen Kraftwerken verbrannt wird. Wir brauchen daher eine enge Zusammenarbeit zwischen den Sektoren, damit eine ganzheitliche Transformation gelingt. Und wir müssen Digitalisierung und künstliche Intelligenz umsichtig nutzen, um Menschen und Planeten zu nützen."
Ehemalige Kohle-Regionen können zu „Großlabore des Wandels" werden
Die Experten schlagen auch vor, sogenannte „Transition Super-Labs" (TSL), Großlabore des Wandels, zu gründen, also groß angelegte, integrative Vorzeigeregionen für einen effektiven und gerechten Übergang regionaler Volkswirtschaften von fossilen zu sauberen Unternehmen. TSL-Standorte sollen von Wissenschaft bestimmt und begleitet werden und könnten für solche Gebiete in Europa von größter Bedeutung sein, die nach wie vor stark vom Kohlebergbau, der industriellen Landwirtschaft oder der herkömmlichen Logistik abhängig sind. Sie könnten Modellregionen sein, die, anstatt in den nächsten Jahrzehnten zurückzubleiben, zu Spitzenreitern im entstehenden globalen Wettbewerb der sauberen Technologien werden. Diesen Wettlauf ermutigen die Experten die Europäische Union anzuführen.
Weblink zum Abschlussbericht des High-Level Panel of the European Decarbonisation Pathways Initiative: https://ec.europa.eu/info/publications/final-report-high-level-panel-european-decarbonisation-pathways-initiative_en
Weblink zu weiteren Informationen der Europäischen Kommission zu dem Bericht:
https://ec.europa.eu/info/news/independent-experts-make-research-and-innovation-recommendations-achieving-emissions-goals-2018-nov-28_en
Weblink zur Pressemitteilung der Europäischen Kommission über eine strategische langfristige Vision für ein klimaneutrales Europa bis 2050:
https://www.pik-potsdam.de/news/press-releases/eu-kommission-beruft-spitzenberater-fuer-dekarbonisierung-unter-leitung-von-schellnhuber